Kirche Demern

Eine Filialkirche des Klosters Rehna in Demern ist bereits für das Jahr 1267 belegt. Vermutlich auf diese Zeit geht der frühgotische Chor zurück. Den historischen Quellen zufolge soll um das Jahr 1480 das Kirchenschiff auf Initiative des Bischofs Johannes von Parkentin errichtet worden sein. Dabei hat die spätgotische Architektur die Gestaltungsmerkmale des Chores aufgegriffen: Zwischen den Strebepfeilern, die die einst im Inneren ausgebildeten Joche markieren, sind schlanke Spitzbogenfenster eingefügt. Markant ist, dass die gotischen Fenster – anders als üblich – sich nicht axial gegenüberlagen. Im Rahmen von Umbauarbeiten wurden das Deckengewölbe und der Triumphbogen des Chores abgebrochen und der Innenraum der Kirche im Jahre 1611 mit Renaissance-Malereien ausgekleidet. Im 18. Jahrhundert erfuhr die Petrikirche zu Demern eine weitere Überformung: Die Spitzbogenfenster wurden mit rechteckigen, bis heute so bestehenden Fensteröffnungen überformt, der hölzerne Glockenturm wurde ergänzt. Im Jahre 1885 wurde das dreiteilige Altarfenster verschlossen, um an der Ostwand eine neue Orgel positionieren zu können.

Altarfenster 2012

Mit der Initiative zur Öffnung des Altarfensters knüpft die Kirchengemeinde Demern an Erkenntnisse der Sanierungsarbeiten von 1997 an, bei denen das vermauerte gotische Spitzbogenfenster außen freigelegt und als Relief in der geschlossenen Fassade sichtbar wurde. Ziel bei der Rekonstruktion des Fensters war es, die ursprüngliche Lichtführung im Kirchraum wiederherzustellen, so dass der mittelalterliche Flügelaltar – Schnitzkunst einer Lübecker Werkstatt um 1400 – erneut im Ostlicht des Chorfensters steht. Die Verglasung war an die Anforderung gebunden, dass eine Blendung der Besucher verhindert und der Altar vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt wird.

Ostwand mit Altar, 2012
Geöffnetes Ostfenster, 2013

Die Gläser wurden 2012 in einem mit Glasstaub bepuderten und überbrannten Zylinderglas ausgeführt. Dieses war zur Zeit der Renaissance und des Barocks Stand der Technik und wird noch heute in dem historischen Verfahren mundgeblasen. Das vom Künstler und Architekten Matthias Schmidt formulierte Bestreben nach einer fein konditionierten Lichtstimmung des Innenraums findet darin, im Einklang mit denkmalpflegerischen Gesichtspunkten, seine handwerkliche Umsetzung. Das rechtwinklige Bleinetz stellt eine geometrische Verknüpfung zwischen der Glasgestaltung des Chorfensters und der Geometrie der Schifffenster her und entspricht dem denkmalpflegerischen Bestreben, eine neugotische Anmutung des Fensters zu vermeiden.

Fenster im Kirchenschiff 2014

An die Wiedereinführung des Ostlichts mit der Freilegung des gotischen Fensters schloss sich 2014 die gestalterische Überarbeitung der Fenster des Kirchenschiffes an, wobei der lange schon geforderte Schutz vor der Sonneneinstrahlung aufgebracht werden sollte. Dementsprechend erfolgte die Verglasung durch mit Glasstaub bepinselte Scheiben. In dem Entwurf der Glasgestaltung thematisiert Matthias Schmidt die Überlagerung historischer Bauformen. Fragmentarisch erhaltene Nischen der gotischen Ursprungsfenster finden auf der Glasebene eine malerische Fortsetzung. Neben der Gestaltung der Gläser wurden auch die Fensterrahmen und –fassungen überarbeitet, restauriert und saniert.

Die neuen Kirchenschifffenster machen die Verschränkung der beiden markanten historischen Bauzeiten der Petrikirche auch in deren Innern erlebbar: Während die Lage der Spitzbogenfenster in den Fassaden anhand der andersfarbigen Vermauerungen über die Jahrhunderte hinweg ablesbar blieb, wurde die Überlagerung der unterschiedlichen Formate im Kircheninneren durch die Renaissance-Ausmalung negiert. Die gotischen Fenster werden dort, wo sich ihre Position mit den heutigen Fensteröffnungen überlagert, auf der Glasebene malerisch abgebildet. Verschiedene Mattstufen verdichten sich zu einer Gestaltung en grisaille (in Grautönen), die die historischen Formziegel in Erscheinung treten lässt.