Das Münster zu Bad Doberan

Die Geschichte seiner Erforschung und Denkmalpflege im 19. und 20. Jahrhundert

Das Doberaner Münster gilt als das bedeutendste mittelalterliche Baudenkmal in Mecklenburg. Jedes Jahr kommen tausende Besucher in den kleinen Ort Bad Doberan und bewundern den Kirchbau und all das, was sonst von der ehemaligen Zisterzienserabtei noch erkennbar ist. Sie erfreuen sich nicht nur an dem, was erhalten werden konnte, sondern ebenso daran, wie gut und vielfältig dieses Bauwerk heute genutzt wird.

Die Marienkirche der ehemaligen Abtei Doberan – jetzt Münster genannt – hat eine weit zurückreichende Geschichte. Nach vielen Wirren in den Anfängen des Christianisierungsprozesses im Gebiet des heutigen Mecklenburgs in der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde wohl um 1190 mit dem Bau der Abtei an dem Standort des Münsters begonnen. Für die erste Weihe der Kirche ist der 3. Oktober 1232 überliefert. Bauteile aus dieser frühen Zeit sind noch heute in der Bausubstanz des Münsters festzustellen und belegen die 800-jährige Geschichte.


„Ein prägender Abschnitt in der Geschichte der Doberaner Klosterkirche wird nun nicht nur Wissenschaftlern, sondern einem größeren Publikum zugänglich gemacht.“

Münster-Kustos Martin Heider


Einer der Hauptgründe, warum gerade das Doberaner Münster über Jahrhunderte hinweg erhalten wurde und nicht wie manch andere Sakralbauten, an denen die Zeit überdeutliche Spuren hinterlassen hatte, dem Verfall preisgegeben wurde (oder nach einem Abriss ein Neuaufbau folgte), ist zweifellos seine Nutzung als fürstliche Begräbnisstätte der unterschiedlichen Linien des mecklenburgischen Herrscherhauses. Beginnend mit dem ersten christlichen Fürsten Pribislav (umgebettet 1225), Sohn des letzten Wendenfürsten Niklot, bis hin zum ersten Großherzog von Mecklenburg, Friedrich Franz I. (gest. 1837), wurden hier zahlreiche Fürsten und Herzöge des Landes bestattet.

Kaum ein Bauwerk, das so viele Jahrhunderte schon steht, bleibt unverändert. Nicht nur Kriege, Brände, Verschleiß oder auch Vernachlässigung wirken auf so ein Bauwerk ein. Die Kirchengemeinde als Nutzerin, die staatlichen Stellen und nicht zuletzt die herrschenden Fürsten haben immer wieder Einfluss genommen. Und nun liegt mit der Dissertation von Stefan Thiele ein Werk vor, in dem er dokumentiert, nicht wie dieses Bauwerk heute ist, sondern wann, durch wen und natürlich warum es so ist, wie wir es heute anschauen und erleben dürfen. Akribisch ist hier die Geschichte der Renovierungsphasen und der Umbauplanungen nachgezeichnet worden. Deutlich sind die gesamtgesellschaftlichen Strömungen dargestellt, die persönlichen Auffassungen der Handelnden dokumentiert und auch die Befindlichkeiten untereinander nachvollziehbar geworden. Diese wissenschaftliche Arbeit war Grundlage im erfolgreich abgeschlossenen Promotionsverfahren des Verfassers.

Vieles im Münster ist nach dem Studium dieses umfangreichen Werkes dem nach umfangreicherem Wissen Suchenden nun deutlicher, verständlicher. Manches kann man nur verstehen, wenn man die Geschichte des „Werdens“ dazu kennt.