Die Glocken der Wismarer Kirchen und ihre Geschichte
BuchBeim Hören eines gut gespielten Musikstückes hat man oft das Gefühl, etwas Besonderes zu erleben. Man ist ergriffen, man spürt die Töne, den Klang, die Harmonie, es „geht einem unter die Haut“. So ein Erleben ist nicht alltäglich – man muss es mit den Ohren aufnehmen, um es zu spüren. Beim Lesen von Noten, von Partituren wird sich nur bei den allerwenigsten Menschen ein vergleichbarer Genuss einstellen. So geht es uns zumeist auch mit Glocken. Wir sehen sie selten – wir hören und spüren sie lediglich. Deshalb ist es gut und wichtig, dass wir ein wenig mehr über sie wissen.
Herrn Claus Peter ist es zu danken, dass ein komplettes Kompendium zu den Glocken der Wismarer Kirchen entstanden ist. Der Glockensachverständige der Evangelischen Kirche von Westfalen hat sich ehrenamtlich seit 25 Jahren mit den Glocken in Mecklenburg beschäftigt. Er ist ein profunder Kenner nicht nur der norddeutschen Glockenlandschaften. Seine Dokumentation „Die deutschen Glockenlandschaften“, war eine der ersten professionellen und wissenschaftlich-campanologischen Portraitierungen in Wort, Bild und Ton. Als Mitglied im Verein Deutsches Glockenmuseum sowie in dessen Wissenschaftlichem Beirat hat Claus Peter immer wieder zur Glockenkunde berichtet. Über seine Arbeit und Forschung hat er regelmäßig in den herausgegebenen Schriften sowie dem Jahrbuch für Glockenkunde publiziert. Erwähnt werden soll hier die bereits vorgelegte Arbeit über die Glocken der Stadt Rostock.
Mathias Brodkorb (Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, 2011 – 2016)
Nun liegt sein Werk über die Glocken Wismars vor. Der Glockenbestand der Hansestadt ist von ihm gewählt worden, weil in keiner zweiten Stadt in Mecklenburg und Pommern ein derart umfangreicher Bestand alter Glocken erhalten und in ganz Nord- und Ostdeutschland man keinen zweiten Turm finden kann, in dem eine so große Zahl (13 Stück) alter Glocken anzutreffen ist, wie in St. Marien Wismar.
Entstanden ist ein umfangreiches Werk, in dem alle Glocken der Stadt aufgelistet wurden. Ihre technischen und musikalischen Daten sind zusammengestellt worden und mit einer Beschreibung von Aussehen, Inschriften, Form und Verzierungen ergänzt. Diese Angaben sind sowohl interessant zu lesen als auch nützlich zum Nachschlagen bei Bedarf. Das Werk von Claus Peter geht jedoch weit darüber hinaus. Mit den Berichten und erforschten Ergebnissen insbesondere zu der Verwendung der Glocken im „Täglichen“ einer mittelalterlichen Hansestadt und natürlich ihr liturgischer Gebrauch wird viel vom Leben in der damaligen Zeit anschaulich. Die Ausführungen zu den Gussstätten und den Glockengießern, oft anhand von schriftlichen Aufträgen oder Abrechnungen nachvollzogen, runden das Bild von miteinander verwobenem sakralen und profanem Leben in einer Hansestadt des Mittelalters ab.
Es ist gut nachvollziehbar, dass für die vorgelegte Ausarbeitung Herrn Claus Peter der Doktortitel zuerkannt wurde. Nicht nur Lesern, die an Wismar Interesse zeigen, sondern allen, denen Geschichte und Glocken lieb und wert sind, sei dieses Werk empfohlen.