Dom zu Schwerin
Mittleres Fenster der südöstlichen SeitenkapelleDer fast 120 m hohe Turm (1889–93 nach Plänen von Georg Daniel ausgeführt) kann als die bedeutendste Umgestaltung des Schweriner Domes im 19. Jahrhundert gelten. Bereits Jahrzehnte zuvor war jedoch ähnlich gravierend in die Gestaltung und Ausstattung des Innenraumes, insbesondere des mittelalterlichen Chorumganges, eingegriffen worden. Nach dem überraschenden Tod seines Vaters Paul Friedrich (1800–1842) ließ Großherzog Friedrich Franz II. bis 1847 die Chorscheitelkapelle als Familiengrablege herrichten. Damit griff er die Tradition einiger seiner Vorfahren auf, die sich nachreformatorisch in die Nachfolge der mittelalterlichen Schweriner Bischöfe stellten.
Die Gestaltung der drei Kapellenfenster geht auf Entwürfe des „Nazareners“ Peter von Cornelius (1783–1867) zurück und wurde von Ernst Gillmeister (1817–1887) ausgeführt. Von der großflächigen, gemäldeartigen Hauptszene des auferstandenen Christus zwischen Maria und dem Evangelisten Johannes (den Patronen des Domes) unterscheiden sich die 1888–90 neugestalteten Fenster der benachbarten Kapellen deutlich: Sie sind durch Wappenschilde und Namenszüge ebenfalls dem Gedenken des Hauses Mecklenburg-Schwerin gewidmet, erinnern in ihrer kleinteiligeren Ausführung und dem neogotischen Aufbau jedoch mehr an Altarretabel.
Während in der Hauptszene der nordöstlichen Seitenkapelle die Verklärung Christi zwischen Moses und Elias dargestellt ist, die in den Nebenfenstern eine Erweiterung durch die vier „großen“ Propheten des Alten Testaments (Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel) findet, wird im Südosten die Auferstehung als Thema der Hoffnung und Erfüllung der alttestamentlichen Prophetie erneut aufgegriffen. Dabei wird die Szenerie durch die entsetzt niederstürzenden Grabwächter sowie zwei anbetende bzw. dienende Engel emotional gesteigert. Als Pendant zu den Propheten stehen dem in den Nebenfenstern die vier Evangelisten (v. l. Matthäus, Markus, Johannes und Lukas) als Überlieferer des Geschehens zur Seite.
Die Glasmalereiausstattung der Seitenkapellen erfolgte zum größten Teil auf Kathedralgläsern verschiedener Tönungen und auf mundgeblasenen Farbgläsern. Sie ist sehr hochwertig, größtenteils sehr gut erhalten. Ausgeführt wurde sie von der Tiroler Glasmalerei Innsbruck.
1975 wurde sie in Berlin-Weißensee restauriert. Es gab zu dieser Zeit in den Bleifeldern zahlreiche fehlende, gesprungene und zerschossene Scheiben und einen starken Verschmutzungsgrad der Gläser, zudem viele gebrochene Bleie. Die Fehlscheiben wurden neu gemalt, alle Bleifelder wurden neu aufgebleit, gekittet und geputzt, mit Kupferhaften versehen (zur Aufnahme der verzinkten Windeisen) und vor Ort wieder eingebaut. Um Zerstörung zu vermeiden, wurde außenseitig ein Schutzgitter montiert.
Nach 35 Jahren war von den verzinkten Schutzgittern nicht mehr viel übrig, so dass die Glasmalereien dieses und aller anderen Historienfenster ohne Schutzverglasung durch mechanische Zerstörung gefährdet waren. Die Außenseite der Verglasung war inzwischen wieder verschmutzt, vor allem gab es viele Spuren aggressiven Vogelkots. Durch das Oxidieren der Windeisen und der Gitter hatte sich auf dem Glas und Blei großflächig ein bräunlicher Belag gebildet. Die Innenseite der Glasmalerei war ohne Schutzverglasung vor allem im Winter und im Frühjahr durch auftretendes Schwitzwasser gefährdet, da sich hier der Taupunkt befindet.
2015 wurden alle Bleifelder vorsichtig von der Außenseite her ausgebaut, in die Glaserei Luise Brügemann transportiert. Hier erfolgte zunächst die Reinigung und Restaurierung der Fenster. In Abstimmung mit der Denkmalpflege (Landeskirchenamt der Nordkirche und Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern) wurden beispielsweise die abgängige Malerei im Stierkopf des Wappens im Bleifeld 1a durch Kaltretusche wiederhergestellt.
Nach Aufarbeitung der Bleifelder wurden diese mit Kupfer-U-Profilen eingefasst. Zum Schutz der Originalverglasung vor mechanischer Zerstörung der mit Schadstoffen verunreinigten Außenluft und den ungünstigen Einflüssen des Kondenswassers erhielten die Fenster eine Schutzverglasung aus 6 mm dickem Verbundsicherheitsglas in einer Rechteckeinteilung von 4 × 3 Scheiben. Die Montage der Schutzverglasung an die Stelle der Glasmalereischeiben gestaltete sich durch schiefe Mauerwerksrippen und Quereisen, die nur vereinzelt waagerecht eingemauert waren, sehr zeitaufwendig.
Die Originalbleifelder wurden schließlich im Abstand von 7 cm vor der Schutzverglasung im Innenbereich montiert. Sie sind unverkittet und unvermörtelt eingebaut. So ist es zukünftig möglich, sie zu Restaurierungszwecken und anderen Anlässen beschädigungsfrei auszubauen.
Auf den Formsteinen oberhalb des Fensters wurde außenseitig eine Taubenabwehr montiert.