Eine Kirche für die Menschen – Menschen für die Kirche – St. Marien zu Rostock

Dokumentarfilm

Nicht erst seit spätmittelalterlicher Zeit war es theologisches sowie ästhetisches Ziel des Kirchenbaus, als Gesamtkunstwerk in die alltäglichen Belange der Gemeinde ebenso wie in deren hohe Ritual- und Festkultur einzuwirken. Das intellektuelle und das sinnliche Wahrnehmen von Raum-, Bild- und Klangeindrücken ist dabei meist auf einen möglichst harmonisch-repräsentativen Schauwert bedacht, hinter dem sich jedoch eine Vielzahl handwerklicher Raffinessen, aber auch Schwierigkeiten auftut. Oft kann der Blick „hinter die Kulissen“ den Betrachter nur in Staunen versetzen – besonders dann, wenn man aus postmoderner, digital „vergeistigter“ Perspektive erkennt, dass in der vermeintlich „grobschlächtigeren“ Welt vergangener Jahrhunderte eine äußerst komplexe und mechanisch präzise Arbeitsleistung steckt.

Wie dies in einem großen Bauwerk mit Kontinuitäten seit dem 15. Jahrhundert zum Ausdruck kommt, hat die Journalistin Dagmar Amm zusammen mit dem Photographen und Videographen Thomas Eisenack am Beispiel der St. Marienkirche in Rostock dokumentiert. Über mehrere Jahre haben sie die Bauarbeiten und Sanierungen an und in der größten Kirche der Hansestadt mit Akribie und außergewöhnlichen Kameraperspektiven begleitet. Dabei gehen sie der Tätigkeit der Dachklempner an der Turmlaterne ebenso nach wie der der Zimmermannsleute in Dach- und Glockenstuhl. Sie zeigen den Entstehungsprozess einer Glocke auf und dringen in den Mikrokosmos der riesigen Orgel vor. Dabei wird immer wieder deutlich, dass moderne Technik zwar viele Arbeitsschritte erleichtert, das traditionelle Handwerk jedoch nicht gänzlich ersetzen kann. In besonderer Weise kommt dies bei dem mathematischen wie ingenieurtechnischen Meisterwerk der Astronomischen Uhr zum Ausdruck, die seit mehr als 500 Jahren ihren täglichen Dienst tut.

Der etwa einstündige Film, der auch in Englischer Sprache vorliegt, gibt einen umfassenden Einblick in die Komplexität der Aufgaben beim Erhalt historischer Kirchengebäude. Die Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg unterstützte die Veröffentlichung des Filmes auf einer DVD, die in der St. Marienkirche in Rostock zu erwerben ist.