Kirche Carwitz
AltarNeben der exponierten Lage in der Feldberger Seenlandschaft genießt Carwitz auch als Wirkungsstätte Hans Falladas (1893–1947) einen herausgehobenen touristischen Status. Im dörflichen Ensemble tritt auch die 1706 errichtete Fachwerkkirche mit separatem Glockenstuhl als ein „malerischer“ Akzent hervor. Das farbliche Zusammenspiel der dunklen Holzkonstruktion mit den roten Backsteinsegmenten lässt wenig auf die helle barocke Innenausstattung schließen, die vom Gestühl und einer dreiseitig umlaufenden Empore dominiert wird.
Als bedeutendstes Ausstattungsstück tritt der Kanzelaltar in Erscheinung, der erst auf den zweiten Blick seine Gestaltung offenbart. Mit der 2014 begonnenen Restaurierung entschloss man sich, die differenzierte Entstehungsgeschichte deutlicher herauszustellen.
Als der Altar 1714 seiner Bestimmung übergeben wurde, waren neben dem Altartisch lediglich die vorgelagerten Schranken und die pilastergerahmte Rückwand Neuanfertigungen. Der Kanzelkorb samt seinem barock verzierten Schalldeckel stammt bereits aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und muss einer anderen Kirche (evtl. einem Vorgängerbau) entnommen worden sein.
Noch älter sind die seitlich angebrachten Segmente eines Schnitzretabels. Nicht nur ihre spätgotische Stilistik macht ihre vorreformatorische Herkunft deutlich: In jedem der vier fast quadratischen Felder sind je zwei Heilige im Relief dargestellt. Ursprünglich waren sie die Flügel des Retabels, die in geschlossener Form die Verkündigungsszene zeigten. Aus dem ursprünglichen Mittelschrein sind die Figuren der Madonna und Johannes‘ des Evangelisten entnommen und bekrönend auf die Seitenflügel gesetzt worden.
Eine ähnliche Zusammenstellung findet sich im vorpommerschen Gnevkow, wo man auf eine einheitliche Übermalung verzichte. Die barocke Reduktion der mittelalterlichen goldgrundigen Farbigkeit zugunsten einer am antiken Marmor orientierten Betonung der skulpturalen Form wurde durch die Restaurierung wieder zurückgenommen. Nun tritt die einstige Pracht wieder deutlicher in Erscheinung.
Restaurierung des rechten Altarflügels
Der Altar der Dorfkirche in Carwitz ist als barocker Kanzelaltar im Jahre 1714 errichtet worden, nach dem damaligen Ideal sind Altartisch und Kanzel übereinander angeordnet und stehen somit gleichwertig in der Mittelachse des Raumes. Seitlich sind die - ursprünglich beweglichen - Flügel eines spätgotischen Retabels zugefügt und in die Gestaltung einbezogen worden. Ihr Wert als figürlicher Bildschmuck wurde offenbar auch zu dieser Zeit noch geschätzt und ihr Bildprogramm als mit der protestantischen Lehre vereinbar angesehen. Die Flügel haben je zwei Felder und zeigen die Verkündigung an Maria (vom Betrachter aus rechts oben) sowie sechs Heiligenfiguren. Über den Flügeln wurde je eine große Schnitzfigur aus dem ehemaligen Mittelschrein des spätgotischen Altars angebracht: links Maria mit dem Kind, rechts Johannes der Evangelist mit seinem Kelch.
Vermutlich bei einer Renovierungsmaßnahme im 19. Jahrhundert waren die mittelalterlichen Farbfassungen der beiden Altarflügel und der beiden Einzelfiguren mit grauweißer Ölfarbe übermalt worden. Nach langem Bestreben der Kirchgemeinde und Engagement eines eigens dafür gegründeten Fördervereins war 2009 die Freilegung und Konservierung des linken Flügels und der bekrönenden Marienfigur begonnen worden.
2017 konnte dann mit der noch fehlenden Bearbeitung des rechten Altarflügels und der Johannesskulptur das Projekt fortgesetzt und abgeschlossen werden. Alle Übermalungen sind durch die Restauratoren komplett abgenommen worden, so dass die Festtagsseiten der beiden Altarflügel wieder vom Gold der Blattmetallauflagen und der Vielzahl der farbigen Differenzierungen der Gewänder der Heiligen geprägt sind. Dies gelang ebenso für die Figuren der Maria mit dem Kind und Johannes des Evangelisten.
Es ist den Restauratoren gelungen, beide Altarflügel so freizulegen, zu konservieren und zu stabilisieren, dass das Erscheinungsbild mit den Bekrönungsfiguren als harmonisches Ganzes betrachtet werden kann. Ihre farbige Pracht erstrahlt nun wieder und erfreut die Gemeindeglieder ebenso wie viele Touristen.