Kirche des ehem. Klosters Rühn
AltarDas ehemalige Zisterzienserinnenkloster Rühn stellt ein besonderes Zeugnis für die gesellschaftlichen Umbrüche der Reformationszeit dar. Durch die Loslösung von der katholischen Kirche und der überregionalen Filialstruktur sowie die Erhebung des Landesherrn zum „obersten Bischof“ (summus episcopus) infolge des Augsburger Bekenntnisses von 1548 gelangte das Kloster in den Besitz von Herzog Ulrich I. von Mecklenburg-Güstrow (1527–1603). Dieser hob die hier seit dem 13. Jahrhundert bestehende Institution 1555 offiziell auf. Ein Jahr später heiratete er Elisabeth von Dänemark und Norwegen (1524–1586), der er 1575 die bischöflichen Rechte am Kloster übertrug, woraufhin sie hier 1581 ein adliges Damenstift mit einer neuen Klosterordnung etablierte.
Das 1578 fertiggestellte Altarretabel kann als eine Urkunde für diese Rechtsübertragung gelten. Während der architektonische Rahmen mit seinen antikisierenden Renaissanceformen auf den Hofbaumeister Philipp Brandin (1535–1594) zurückgeht, stellen die großformatigen Gemälde eines der Hauptwerke des ebenfalls aus den Niederlanden stammenden Hofmalers Cornelius Krommeny (gest. 1599) dar. Sind auf den Außenseiten der Flügel durch Wappen und Inschriften die Formalia der Übertragung dokumentiert, so zeigen deren Innenseiten Ulrich und Elisabeth in der bereits seit dem Mittelalter üblichen Stifterpose als kniend Betende, die sich – wiederum ganz reformatorisch – einer zentralen Abendmahlsszene zuwenden.
Um die wertvollen Gemälde vor zunehmender Verschmutzung und Farbablösungen zu bewahren, mussten sie bereits mehrfach gesichert werden. Eine grundlegende Sicherung und Restaurierung konnte 2015 auch durch Mittel der Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg erfolgen.
SO VAKEN ALSE CHI VAN DESSEM
BRODE ETHEN VNDE VAN DESSEM KELCKE
DRICKEN SCHOLE GY DES HEREN DODT
VORKVNDIGEN BETH DAT HE KUMPT
1571
Die Inschrift an der Predella zitiert aus den Einsetzungsworten des Abendmahls im 1. Korintherbrief:
„Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ 1. Kor. 11,26