Kirche Hohen Demzin

Durch die scharfen Bruchkanten und den Kontrast zwischen den ungeordneten Mauerflächen und den präzise eingefügten Ecksteinen ist der Feldstein des Turmes sowie des hohen Kirchenschiffsockels deutlich dem 19. Jahrhundert zuzuweisen. Dieser neogotischen Einheit ging jedoch ein differenzierter Entstehungsprozess voran: Der Turm mit seinen spitzbogigen Schallluken und der eingezogenen, achtseitigen Helmspitze ist bereits 1857 an einen historischen Vorgängerbau angefügt worden. Erst 1870/71 wurde der Kirchensaal mit den gaubenartig in das Dach hineinragenden Blendgiebeln über den Seitenfenstern auf dessen Grundmauern neu errichtet.

Während Dach und Fassade des Kirchenschiffes bereits 2001 saniert wurden, wies der Turm über Jahre erhebliche Schäden auf. Dabei waren die gravierendsten leider nicht sichtbar: Die Schieferdeckung war völlig desolat und von einem Blitzeinschlag zusätzlich geschädigt. Viele Hölzer der Turmkonstruktion waren von Fäulnis und Schwamm befallen und die Holzschwellen stark geschädigt bzw. nicht mehr vorhanden. Einige Formsteine des Traufgesimses waren bereits abgestürzt.

Die stärksten Schäden wies das Feldsteinmauerwerk des Turmschaftes auf, wo die Fugen großteils verwittert und ausgewaschen waren und Vögel in der gesamten Westseite nisteten. Der Turm war einsturzgefährdet und dessen Umfeld aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht bereits abgesperrt.
Mit Bewilligung von Fördermitteln konnte 2013 mit der Sanierung begonnen werden. Dabei wurde der gesamte Turm bis zur Spitze eingerüstet. An der Turmspitze wurden alle desolaten Holzteile instandgesetzt und sämtliche Holzschwellen ausgetauscht. Hierfür musste das gesamte Traufmauerwerk auf einer Gesamtlänge von 32 m abgetragen und mit ergänzenden Formsteinen neu aufgemauert werden. Neben der neuen Schiefereindeckung wurde die Bekrönung mit Helmstange, Kugel und Turmkreuz erneuert. Eine Blitzschutzanlage, die Schallluken sowie die Zifferblätter der Turmuhr kamen ebenfalls neu hinzu.

Turmkugel

Im Frühjahr 2014 konnte dann mit der Mauerwerkssanierung des Turmschaftes begonnen werden. Nach Herausstemmen der aus alten Reparaturen stammenden Zementfugen wurden das vollständige Schadensbild und die Einsturzgefährdung sichtbar: Im dahinterliegenden Mauerwerk war kein Mörtel mehr vorhanden, die Steine lagen verkeilt aufeinander. Durch Pressung in den Ecken waren einige Granitblöcke gebrochen.

Während der Sanierung 2014
Fertiggestellter Turm

Mit einem Statiker wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet. Das Mauerwerk wurde mit hochsulfatbeständigem Mörtel verfugt, der plastische Verfüllmörtel mittels Presse in die Fugen – oft bis 50 cm tief – eingebracht. In die äußeren Fugen wurden entsprechend Bestand kleine Zwickelsteine eingefügt. Abschließend wurden die Türblätter des Eingangsportals erneuert, die komplett verrottet waren. Der alte Holzrahmen sowie das alte Türschloss konnten wiederverwendet werden. Im Zuge der Sanierung konnten die Zifferblätter der Turmuhr mit erneuert werden.