Kirche Müsselmow
TurmbekrönungMitunter kann die Initiative eines Einzelnen ausreichen, um einen Kirchenbau vor dem Verfall zu bewahren. Der kleine Backsteinbau (wohl 15. Jh.) mit vorgelagertem Turm aus Feld- und Backsteinen hatte bereits um 1960 seine gottesdienstliche Funktion verloren. Nach Einbrüchen und Vandalismus wurden die verbliebenen Teile der Innenausstattung (u. a. ein spätmittelalterliches Altarretabel und die Kanzel aus dem 17. Jh.) in Nachbarkirchen ausgelagert. Eine Beschädigung des Daches 1992 ließ dem Bau kaum noch eine Hoffnung auf Erhalt.
Vor diesem Hintergrund gründete der Hamburger Gymnasialdirektor Volker Wolter 1996 den Verein „Patenschaft Müsselmower Kirche e.V.“ und verband damit ein Konzept, in dem Hamburger Schüler, Gymnasiasten, Fachschüler der Gewerbefachschulen und internationale Austauschschüler in befristeten Projekten und Arbeitseinsätzen der schrittweisen Sicherung und Sanierung des Gotteshauses nachgingen. Dabei standen die Jugendlichen unter Anleitung von Fachpersonal.
pastor rupert günther schröder
Ab 1998 begann die Sanierung des Schiffsdaches und am 4. Juni 1999 konnte bereits Richtfest gefeiert werden. 2006 wurden Teile der Wände und der Wandmalerei restauriert. Im Folgejahr kam es zur Neugestaltung der Fenster im Schiff nach Entwürfen eines weiteren Schulprojektes. 2010 wurde auf dem Süddach eine Photovoltaikanlage installiert und eine Fußbodenheizung verlegt, auf die bis 2013 ein neuer Ziegelfußboden folgte. Zum Buß- und Bettag dieses Jahres wurde hier ein Radiogottesdienst für den NDR und den WDR aufgezeichnet, was dem Projekt weitere Aufmerksamkeit verlieh.
Nachdem 2014/15 die Sanierung des Kirchturmes erfolgte, konnte mit dem Aufbringen der Turmbekrönung am 18. August 2016 die Instandsetzung und Sanierung der äußeren Hülle symbolisch erreicht werden. Die Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg finanzierte die Turmbekrönung, die aus einer Kugel (Knauf), einem Wetterhahn und einem abschließenden Kreuz besteht. 2016 erhielt Volker Wolter im Hamburger Rathaus als Auszeichnung das Bundesverdienstkreuz am Bande.