Kirche Neuenkirchen
bei NeubrandenburgEinbau der WinterkircheDie geschlossene Ausführung des Baukörpers in den geordneten Feldsteinquadern aus der Mitte des 13. Jahrhunderts verbirgt dessen innere Unterteilung. Dies liegt heute besonders daran, dass der barocke Fachwerkaufbau, der den westlichen Kirchenteil als Turmunterbau definierte, um 1980 aus statischen Gründen abgetragen werden musste und das gesamte Dach danach mit Betondachsteinen einheitlich gedeckt wurde. Sowohl die Dachkonstruktion als auch die Eindeckung wurden 2012 erneuert. Auslöser hierfür waren die massiven Schäden, die die Kirche 2011 infolge extremer Regenfälle ereilten. Durch eine Öffnung zu einem abgetragenen Gruftanbau gelangte das Wasser ins Kircheninnere und unterhöhlte den Fußboden so stark, dass er teils bis zu 1,5 m abzusacken drohte. Davon war auch die Innenausstattung betroffen, zu der insbesondere eine hölzerne Kanzel in Renaissanceformen vom Anfang des 17. Jahrhunderts sowie ein anschließendes Patronatsgestühl (1618) gehört. Wenn die Positionierung der Kanzel auf einer steinernen Rundstütze direkt hinter dem Altar nicht erst auf einen Umbau (möglicherweise im 18. Jahrhundert) zurückgeht, ist hier eine regional äußerst frühe Form des Kanzelaltarprinzips überliefert.
Da für die Neunivellierung des Fußbodens der Bau weitgehend entkernt werden musste, bot sich die Möglichkeit an, über eine Neustrukturierung nachzudenken. Das Pfarrhaus war 2013 verkauft worden, woraufhin ein Gemeinderaum in die Kirche eingebaut werden sollte.
Dafür verbreiterte man die Westempore und schuf in der Turmhalle einen neuen Treppenaufgang zu ihr. Der Raum unter der Empore wurde nun zum einen durch eine hölzerne Wand mit eingelassener Tür vom großen Gurtbogen der Turmhalle abgegrenzt. Zum anderen ermöglicht eine verschiebbare Glaswand unter der Emporenbrüstung die Abtrennung bzw. Einbindung in das Kirchenschiff. Durch eine Glasschiebetür konnte der Südzugang in die Kirche mit der alten Portaltür erhalten werden. Dadurch ist der beheizbare Raum liturgisch nach Norden ausgerichtet, wo seit der Fertigstellung 2014 ein neuer Altar durch das abstrakte Triptychon des Künstlers Gerrit Becker akzentuiert wird.