Kirche Schlagsdorf
AbendmahlsgerätDrei Abendmahlskelche der Schlagsdorfer Kirche und ihre zugehörigen Patenen (Oblatenteller) – allesamt hochwertige Silberschmiedearbeiten mit Feuervergoldungen – wurden 2018 von der Silberschmiedin Margarete Oehlschlaeger in Lübeck restauriert, so dass sie wieder beim Abendmahl verwendet werden können.
Besonders augenfällig ist der 400 Jahre alte, mit reichem Renaissance-Ornament versehene Kelch. Sein Fuß ist mit getriebenen Puttenköpfen verziert. Eine Besonderheit sind auch die filigranen S-förmigen Ornamentspangen über dem Nodus (Griffknauf), von denen eine abgebrochen und verloren war. Eine Inschrift auf der Unterseite des Kelches nennt Pastor Martinus Masius, Verwalter Asmus Moisling, Kirchenvorsteher Christoph Lafrentz und (seinen Bruder) Hinrich Lafrentz. Sie zahlten 1619 – so ist es anderweitig überliefert – 79 Mark und 4 Schillinge für diesen Kelch. Sie sind hier aber offenbar nicht als Stifter genannt, sondern als Verantwortliche für die Anschaffung und die Ausgaben. Ebenso waren sie für die Reparatur des Schlagsdorfer Kirchendaches im selben Jahr und für den Anbau einer Sakristei wenig später verantwortlich.
Starke Schäden hatten den Kelch unbrauchbar gemacht: die Kuppa war durch den sogenannten Weinfraß zerstört, die Feuervergoldung blasig aufgeworfen, er wackelte, stand schief, wies Risse und Beulen auf. Der Kuppaboden musste ausgesägt, neu gefertigt und eingelötet werden. Das fehlende Ornament wurde nachgearbeitet und eingelötet. Der gesamte Kelch erhielt eine galvanische Neuvergoldung, da die Technik der Feuervergoldung inzwischen wegen der Giftigkeit des mit Quecksilber hergestellten Goldamalgams nicht mehr ausgeführt werden kann.
Zwei schlichtere Kelche aus der Zeit des Klassizismus sind ebenfalls restauriert worden
Ein undatierter Kelch trägt das Meisterzeichen MAH des Silberschmieds Markus Andreas Hennings sowie die Stadtmarke Lübecks, den Doppeladler. Auf seinem Fuß zeigt die verschlungene Gravur aus J und L den Stifter an. Es war – laut den Pfarrakten – der nicht weit entfernt auf der Bäk tätige Kupferschmied Joachim Landahl. Das Kupfermühlental, wo die Bäk (=Bach) hinab zum Ratzeburger Domsee fließt, ist heute ein Naturschutzgebiet. Im 18. Jahrhundert aber war es noch ein ausgesprochenes Industriegebiet, in dem die Bäk mehrere Kupfermühlen und andere Mühlen antrieb.
Ein weiterer Abendmahlskelch zeigt an der Kuppa in einem Medaillon zwischen Blumengirlanden eine Stifterinschrift: „Hans Retelsdorf aus Rips 1801“. Eine Gravur am Fuß lautet „Schlagsdorf F. Masch. wiegt 41 ¾ Lot“. Der damalige Ortspastor verzeichnete hier das Gewicht (ca. 610 g) und damit den Materialwert des Kelches als Teil des Kirchenschatzes.
Pastorin Hanna Blumenschein, Gemeindebrief der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schlagsdorf März-Mai 2018