Kirchengemeinde Proseken-Hohenkirchen
Kelch, Patene und OblatendoseDer aus dem Jahr 1591 stammende Kelch aus der Kirche Proseken war vom vielen Gebrauch beschädigt. Die Kelchschale hatte zahlreiche Fraßlöcher durch die im Wein enthaltene Säure. Außerdem fanden sich auf dem aus Silber gearbeiteten und feuervergoldeten Kelch zahllose Kratzer. Diese Schäden konnte der Erfurter Restaurator Thomas Wurm in akribischer Arbeit beheben. Der Kelch wurde neu feuervergoldet und erstrahlt wieder im ehemaligen Glanz. Ebenso kommen seine Inschriften und Verzierungen wieder gut zur Geltung. Auf dem Kelch ist der gekreuzigte Christus mit seiner Mutter Maria und dem Lieblingsjünger Johannes dargestellt. Umlaufende Rotuli (Griffansätze auf dem Knauf) ergeben das Wort „ihesus“, dazwischen sind Abbildungen des heiligen Georg zu sehen. Auf dem sechseckigen Fuß befinden sich Löwen, die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie zwei Kreuzigungsszenen. Die Meistermarke AR verweist auf Andreas Reimers aus Wismar.
Eine Besonderheit verbirgt sich hinter der Jahreszahl 1648, die auf dem Fuß zu sehen ist. Der wertvolle spätgotische Kelch wurde durch den damaligen Pastor beim Goldschmied Asmus Runge in Wismar widerrechtlich versetzt. Die Gründe sind nicht dargelegt, nur die auf dem Fuß umlaufende Inschrift ist erhalten: „Zur Einlösung dieses Kelches hat S. Hans Albrecht Negendank von Eggerstorf (Ort zugehörig zu Proseken) der Kirche zu Proseken 50 Gulden verehrt: 1648“. So wurde der Kelch fast zum zweiten Mal gestiftet.
Die zugehörige Patene (1591) war mittlerweile mit Dellen und Beulen im Metall übersät. In mühevoller Arbeit konnte der Restaurator sie wieder richten. Auf der Patene sieht man die Darstellung des Abendmahles. Ein Weihekreuz und die Meistermarke AR (Andreas Reimers) sind ebenso gut erkennbar. Restaurator Wurm: „Die schönste Patene, die ich bisher in den Händen hatte.“
Bemerkenswert ist auch ihre Inschrift: “VOR TIDEN BRUKEDE MEN HOLTENE GESCHIER, DARBI WAS GULDENE HARTENS BEGIER, NU ALLES UMGEKERET IS, DE GEFETE SIN GOLT DAT HERTE IS HOLT.“ (Vor Zeiten brauchte man hölzernes Geschirr. Doch die Herzen waren edles Gold. Nun ist alles umgekehrt: die Gefäße sind aus Gold, aber die Herzen sind aus Holz.)
Die Oblatendose (1672) ist, wie im Barock üblich, mit großen Blüten gestaltet und ist nicht zugehörig. Stifterinitialien und ein Wappen der Familien von Negendanck und von Behr sind erkennbar. Auch hier musste der Restaurator viele Beulen entfernen.
Die Restaurierung der vasa sacra war aufwändig. Nur um Beulen und Knicke aus der Patene zu entfernen, benötigte Restaurator Wurm drei Tage. Am 26. Juni 2016 wurden in einem besonderen Abendmahlsgottesdienst in der Prosekener Kirche, der sich der Symbolik und Bedeutung der vasa sacra widmete, diese wieder in Gebrauch genommen.
„blitz“ vom 26. juni 2016